Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt!

Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt!
Mit diesen Worten schickte mir mein Bruder gestern Abend noch schnell ein paar Fotos, die er von mir während des Marathons geschossen hat! Danke Bruder und auch Schwägerin für die moralische Unterstützung vor Ort!

Im Ziel
FMPL1111-12x17

Die nackten Zahlen:
3:28:30 Std.
4:57 Min/km | ø 171(90%)
(PB Verbesserung zum Vorjahr um 19 Minuten)
Platz Gesamt : 2487 von 8871
Platz AK : 216 von 1126

Der Bericht
Nach 10 Tagen „Extrem-Couch-Tapering“ und überstandener Erkältung fühlte ich mich fit für den Marathon und war entschlossen, auf 3:15 zu laufen! Wenn man sich ein solches Ziel gesetzt hat, dass zwar ursprünglich erst für Hamburg 2014 vorgesehen war, aber im Training umsetzbar erschien, ist es schwierig, für mich zumindest, es nicht zu versuchen.
Einen weiteren Stolperstein galt es am Samstagabend zu überwinden, Zahnschmerzen! Bereits Anfang der Woche plagten mich an zwei Abenden Zahnschmerzen, die ich mit Ibuprofen betäubte, doch ich fand nicht die Zeit, nochmal zum Zahnarzt zu gehen, und außerdem hatte ich danach keine weiteren Beschwerden. Ich schmiss auch am Samstag nochmal zwei Ibuprofen ein und war den ganzen Sonntag schmerzfrei.
Im Gegensatz zu Köln verzichtete ich auf spezielles Carboloading, ernährte mich an den Vortagen ganz normal, etwas weniger Fett und stattdessen mehr Kohlehydrate, vor allem keine Gummibärchen! Stattdessen aß ich Reiswaffeln mit Mehrsalz und Honig, eine bewährte KH-Quelle aus meinen Bodybuilding Zeiten.
Früh um 5.45 Uhr ging es mit dem Auto Richtung Frankfurt. Unterwegs sammelten wir noch eine Staffelteilnehmerin aus dem Team meiner Frau ein. In Frankfurt angekommen hatten wir im Parkhaus Reebstock freie Parkplatzwahl, kein Wunder, denn es war erst kurz vor halb acht und damit noch ganze 3 Stunden Zeit bis zum Start. In der Messehalle tummelten sich ebenfalls nur wenige Frühaufsteher, somit konnte ich ganz entspannt meine Startunterlagen in Empfang nehmen.
Beim Versuch, den Zeitmesschip zu befestigen, stellte ich fest, dass mein Schnellschnürsystem mit mechanisch verschlossenen Enden dafür ungeeignet ist. Ich besorgte mir eine Schere, schnitt ein Stück vom Bändel meiner Trainingshose ab und verknotete den Chip am rechten Schuh.
Nun hatte ich alle Zeit dieser Welt, suchte mir ein Plätzchen am Eingang zur Kleiderbeutelabgabe, um nach IB Ausschau zu halten. Nach und nach füllte sich die Halle und damit war es nahezu unmöglich, eine einzelne Person aus der Menschenmenge rauszufiltern. Als um ca. 9.40 Uhr meine Blase nochmal drückte, reihte ich mich in eine der langen Schlangen vor den Toiletten ein und verrichte zum letzten Mal mein Geschäft.
Gegen 10 Uhr trabte ich mich warm, es pfiff bereits ein ordentlicher Wind, aber ich empfand als angenehm und sogar die Sonne lachte vom Himmel. Ich pendelte zwischen Aiscs- und BMW-Block hin und her, in der Hoffnung, IB doch noch zu treffen und ihm alles Gute wünschen zu können. Leider verfehlten wir uns. Relativ schnell füllten sich die vorderen Reihen im Asics Block, so dass kein Durchkommen mehr war. Erstaunt registrierte ich, wie viele Läufer und Läuferinnen sich hier einreihten, die nicht so aussahen, als könnten sie Sub 3h laufen. Tja, man muss nicht wie ein Kenianer aussehen, um schnell laufen zu können, das wurde mit während des Rennens bewusst, als ich die Läufer und Läuferinnen vor mir betrachtete, die teilweise mit grobmotorischen Laufstilen und untrainiert aussehenden Körpern deutlich schneller waren als ich.
Nachdem endlich der Startschuss gefallen war, ging es auf den ersten 5-10 km ziemlich schleppend voran, es war nahezu unmöglich, eine gleichmäßige Pace zu laufen. Aus einigen Gesprächen von Athleten vorm Start konnte ich raushören, dass sie sich in den BMW Block bis 3:30 Std eingereiht hatten, obwohl sie Sub 4 laufen wollten. Nach dem Motto – nicht ärgern, sondern Spaß haben- lief ich im Pulk und überholte, wenn es möglich war.
Ob mich diese häufigen Tempowechsel bereits zu Beginn Körner gekostet haben, kann ich nicht sagen, dazu fehlt mir die Erfahrung, ebenso ob ich bei weniger Wind während der zweiten Hälfte mein Tempo hätte halten können. Ich glaube nicht, dass es daran lag!
Ich fühlte mich anfangs sehr gut, nahm mehrfach Tempo raus, um nicht zu überpacen. Meine Strategie war, mit 4:44 zu starten und nach 10 km das Tempo langsam Richtung 4:35 anzuziehen, um am Ende mit ø 4:37 anzukommen.
Bereits nach 10 km spürte ich die hintere Oberschenkelmuskulatur, beide Beinbizepse machten leicht dicht, erste Vorboten, dass ich zu schnell war. Gedanklich nahm ich hier bereits Abschied von Sub 3:15.
Wettertechnisch empfand ich es als ziemlich warm, jedoch erträglich, und ich war froh, als es irgendwann zu regnen anfing, eine willkommene Abkühlung. Das Feld blieb dicht zusammen, so dass ich mich während des gesamten Rennens an Läufern vor mir orientieren konnte, manchmal sogar nett anzusehende weibliche „glutei maximi“.
Nach der 10 km Markierung unternahm ich keinen Versuch, die Pace anzuziehen, ich hielt es für zu riskant, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch Reserven hatte. Erleichtert nahm ich nach 21,1 km zur Kenntnis, die Hälfte geschafft zu haben. Die Zeit, die ich an den Verpflegungsstellen und in den engen Straßen verlor, versuchte ich durch kurzzeitige Tempoverschärfungen wieder gut zu machen, um wenigstens eine ø 4:40 zu halten.
Etwa 2 km vor Kilometer 30 kam der Einbruch und die Einsicht, die Strategie ändern zu müssen. Bloß nicht resignieren und gehen, sagte ich mir ab diesem Zeitpunkt immer wieder. Dabei dachte ich an mein Vorhaben „Roth 2014“ und an Bob’s wahnsinns Projekt mit den sieben Ironman’s hintereinander in 7 Tagen. Wie kann man sich nur sowas antun, und vor allem, wieso tue ich mir das an?
Immerhin war ich noch in der Lage mir auszurechen, dass ich trotz reduzierten Tempo mein Minimalziel Sub 3:30 erreichen konnte. Mit stoischem Tunnelblick quälte ich mich von Kilometer zu Kilometer, und nahm gleichgültig zur Kenntnis, dass mich immer mehr Läufer und Läuferinnen überholten. Ich war mental soweit gebrochen, dass mir sogar die sub 3:30 völlig egal war, Hauptsache laufend ankommen. Dieser ganze „sub irgendwas Blödsinn“ kann mich mal, ging es mir durch den Kopf während die Kilometer gefühlt nur noch im Zeitlupentempo vergingen.
Dann kam Ursenfuns, wie aus dem Nichts lief er bei Kilometer 41 plötzlich neben mir und feuerte mich an! „Komm Junge, die 3:30 packst Du!“. Das war echt geil! Danke dafür, dadurch hast du nochmal meine letzten Kräfte mobilisiert. Gott sei Dank musste ich keinen Endspurt einlegen, ich würde es auch so schaffen, verriet mir ein Blick auf die Uhr. Es war ein erlösendes Gefühl, auf dem roten Teppich die Ziellinie in 3:28:30 Std. zu überqueren.
Ich war stolz, aber nicht wirklich glücklich und zufrieden wie beim Debüt im letzten Jahr in Freiburg!

Damit ist die Saison beendet und gemessen an meinen Fortschritten war es trotz Köln DNF und der verpassten 3:15 in Frankfurt ein sehr erfolgreiches Jahr, auf das sich aufbauen lässt!
In 3 Wochen startet die Vorbereitung für 2014, bis dahin wird nach Lust und Laune locker ohne Plan trainiert.

4 Kommentare

    1. Hallo Gabi,
      das ist ja witzig, der Spruch kommt von meinem Bruder, damit hat mich auf dem Jakobsweg angespornt, wenn meine Füße vor Schmerz nicht mehr weiter wollten.
      Ultramarathon steht auch noch auf meiner Wunschliste, mal sehen wohin es mich als nächstes treibt. Ich sortiere meine Gedanken derzeit diesbezüglich.

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