Nach dem Frühstück machte ich mich bei Sonnenschein auf den Weg zum Dreiländereck, dem Beginn bzw. dem Ende des Deutsch-Deutschen Radweges, je nach dem von wo man startet. Das „bikeline Radtourenbuch“ beschreibt die Tour in Nord-Süd Richtung von Lübeck zum Dreiländereck, aber ich habe mich für die umgekehrte Richtung entschieden. Hof ist im Gegensatz zu Lübeck von Frankenberg aus schlecht mit dem Zug erreichbar, deshalb bin ich mit dem Rad angereist. Ab Lübeck bin ich nach nur 2 mal umsteigen in wenigen Stunden zu Hause. Außerdem passt sich das Höhenprofil von Süd nach Nord der kumulierten Belastung an. Die bösen Anstiege enden, wenn der Harz passiert ist. Etwa die letzten 450 km bis Lübeck sind nahezu flach.
Außer 2 Damen vom Hofer Wasserwirtschaftsamt, die Getier aus dem dort verlaufenden Bach fischten und analysierten, war ich der Einzige am Dreiländereck. Da ich mir vorher schon Bilder angesehen hatte, war die Überraschung nicht mehr ganz so groß. Das Schild mit der Aufschrift „Staatsgrenze“ war nur noch provisorisch besfestigt und drohte komplett umzukippen, als ich versuchte mein Rad für ein Foto daran anzulehnen. Schade, dass bei einem Ort mit solch historischer Bedeutung sich niemand verantwortlich fühlt, dies wieder instandzusetzen.
Nach ein paar Fotos setzte ich meine Reise durchs herrliche und zugleich hügelige Vogtland entlang des kaum noch erkennbaren „Eisernen Vorhanges“ nach Mödlareuth fort, dem ehemals und auch heute noch geteilten Dorf. Obwohl ich mir auch hiervon bereits Fotos angesehen hatte, war ich emotional ziemlich berührt, als ich mir die in Teilen noch original erhaltene Grenzanlage anschaute. Eine Reiseführerin erläuterte in diesem Moment einer jugendlichen Reisegruppe sämtliche Details der damaligen Nutzung durch die DDR Grenzpolizei. Ich hörte eine Weile zu und bekam fast Gänsehaut.
Unglaublich, dass „(Un)Menschen“ damals – ohne Rücksicht auf die dort lebende Bevölkerung – einfach eine Grenze mitten durch den Ort gezogen und damit Familien und Freunde voneinander getrennt haben.
Direkt gegenüber der Grenzanlage befindet sich eine Gaststätte. Hier gönnte ich mir eine XL Currywurst mit Pommes und fragte die Wirtin, ob sie zu DDR Zeiten in Mödlareuth gelebt habe, um Einzelheiten zu erfahren. Fehlanzeige, zugezogen nach der Wende!
Mit vollem Bauch schwinge ich mich wieder aufs Rad und verlasse diesen bedrückenden Ort, der auch heute noch geteilt ist. In halb Sachsen, halb Bayern, allerdings mit weniger dramatischen Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen. Davon gehe ich zumindest aus!?
Vom Rest der heutigen Tour ist mir nicht mehr viel in Erinnerung geblieben. Ich musste zwar keine Berge wie im Thüringer Wald erklimmen, dafür jedoch viele kurze und steile Rampen, die sich zu ordentenlichen Höhenmetern summierten.
Am frühen Nachmittag fing es an zu regnen. Erst nur Tropfen. Regenklamotten an und wieder aus, weil zu warm. Als es richtig schüttete und ein Gewitter aufzog, suchte und fand ich Zuflucht in einer Gaststätte direkt am Wegesrand. Laut Wetter App war keine Besserung in den nächsten Stunden zu erwarten. Kurzentschlossen buchte ich mir ein Hotelzimmer in Bad Steben.
Aufgrund der dreitägigen Anreise zum Dreiländereck und meinem zu optimistisch geplanten Tagespensum von 150 km pro Tag, ist Lübeck nicht in 10 Tagen erreichbar, außer ich fahre die letzen 400 km als Brevet. Aber morgen geht’s erstmal ohne „Leistungsdruck“ weiter. Wettervorhersage ist eher schlecht, ich bin dennoch optimistisch!
(Fotos verlinke ich, wenn ich wieder zu Hause bin)
75 km / 1.195 HM / 16,4 km/h
Gesamt : 447 km / 6345 Hm
https://flic.kr/p/WVnPeu
https://flic.kr/p/Xb95Wn
Hallo Michael, ich verfolge mit Spannung deine Tour. Wünsche dir für die nächsten Tage besseres Wetter und allzeit gute Fahrt.
Vielen Dank Uwe, besseres Wetter wäre wirklich nicht schlecht! Ich hoffe, dass es bei euch in Südfrankreich besser ist als hier.Genießt die Zeit und erholt Euch gut!