Transcimbrica 2019 – Nachtasyl auf einem dänischen Aussiedlerhof

Dienstag, 12. März
Die Nacht im Motel hat gut getan und nach einem üppigen  Frühstück fahre ich – wie es der Codex verlangt – zurück auf den Track, um die Transcimbrica fortzusetzen.

Es ist kalt, bewölkt, trocken und ich habe Rückenwind, super. Hoffentlich bleibt das so! Auf dem Weg nach Aalborg erwarten mich einige Gravelabschnitte und wieder hügeliges Profil.

 

Leider fängt es vor Aalborg wieder an zu regnen. Ziemlich durchgeweicht erreiche ich um 13:57 Uhr die Brücke in und mache das obligatorische Selfie.

Bevor ich die Brücke überquere, radle ich nochmal zurück in die Innnenstadt und stärke mich beim Burger King.

Sonst esse ich echt selten Burger, aber hier in Dänemark sind sie mein Hauptnahrungsmittel! Ich habe noch keinen richtigen Plan, wie weit ich noch fahren will und wo ich übernachte. Und genau das soll am Ende des Tages mein Problem werden.

Das Wetter bessert sich im Laufe des Nachmittags nicht mehr, im Gegenteil, es regnet und stürmt wieder gewaltig, so dass ich auch keine Fotos mehr mache. Kurzer Lichtblick – in Klokkerholm soll ein Shelter sein, den steuere ich an, auch wenn es erst früh am Nachmittag ist. Doch zu meiner Enttäuschung liegt der Shelter ungeschützt und offen wie ein Scheunentor an einem See in der Nähe der Hauptstraße. Und zwar so, dass der Wind frontal in den ungeschützten Eingang bläst. Dann fahr ich mal weiter!

In Allerup, ein kleines Kaff, suche ich kurz Unterschlupf in einem Bushäuschen und schaue mittels Smartphone nochmal nach, ob es in der Nähe nicht doch noch einen Shelter oder eine andere Übernachtungsmöglichkeit gibt. Fehlanzeige! Bleibt mir nichts anderes übrig als weiterzufahren.

Ich gebe richtig Druck auf die Pedalen und verliere dabei den Track aus den Augen. Scheiße, ich habe mich verfahren und egal wie oft ich rein- und rauszoome, der Garmin zeigt den Track nicht mehr an. Leichte Panik kommt auf und ich drehe um und fahre bei vollem Gegenwind zurück nach Allerup zum Bushäuschen.

Auf dem Screenshot sieht man, wie ich ein ganzes Stück zu weit geradeaus gefahren bin, statt rechts in den Wald abzubiegen. Ich lade den Track neu, gebe ihm eine andere Farbe (rot statt schwarz) und probiere es nochmal.

Im Wald verfahre ich mich ein zweites Mal, bemerke den Fehler aber sofort.

Meine Nerven liegen jetzt wohl ein bisschen blank! Vielleicht auch deshalb, weil bald die Sonne untergehen wird, ich durchnässt bin und noch immer keine Unterkunft in Aussicht habe.

In dem Waldstück muss ich mehrmals wegen steiler Rampen und matschigem Untergrund schieben. Als ich endlich wieder festen Boden unter den Reifen habe, halte ich an einem riesigen Anwesen an, um zu fragen, ob ich dort irgendwo in einer Scheune etc. übernachten kann. Es brennt Licht, es stehen Autos auf dem Hof, aber niemand öffnet, als ich klingele.

Es ist jetzt schon dunkel und ich fahre weiter. Wenige Kilometer später versuche ich es auf dem nächsten Aussiedlerhof in Stagsted nochmal. Auch hier brennt überall Licht und Autos stehen auf dem Hof. Doch das Haus hat keine Klingel. Also spaziere ich ums Haus herum bis ich im Garten vor dem Küchenfenster stehe und der Bewohnerein durch meine mumifizierte Erscheinung einen riesen Schreck einjage. Ihr Mann ist sofort zur Stelle. Per Handzeichen entschuldige ich mich und bitte ihn zur Tür zu kommen. Freundlich öffnet er mir. Ich erkläre meine Situation und frage nach einem trockenen Nachtlager in der Garage oder Scheune.

Der nette Däne führt mich ohne zu zögern in seine Autowerkstatt und fragt, ob dies in Ordnung sei. Booah, fällt mir ein Stein vom Herzen. „Selbstverständlich“ sage ich, „Ich habe alles dabei was ich brauche, Danke!“.

Ich breite meinen Schlafsack aus und bin der glücklichste Mensch der Welt, dass ich hier Asyl erhalte.

Und als ob das nicht schon genug der Freundlichkeit wäre, kommt der Gutsbesitzer kurze Zeit später zurück, stellt einen Gasstrahler auf und fragt, ob ich sonst noch irgendwas benötige.

“Ein Bier wäre nett, wenn sie eins da haben!“ Und schwups – prompt bringt er mir ein kaltes Tuborg und wünscht mir eine gute Nacht.

In solchen Momenten gehen mir ganz viele Gedanken durch den Kopf : Flüchtlinge, Stalingrad, Obdachlose ….

Dankbar und zufrieden packe ich mir Musik auf die Ohren und schlafe irgendwann ein.

Fortsetzung folgt!

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